Thomas Mooslechner, aktualisiert am 26. August 2021

Ist Trinkgeld in Frankreich üblich und wie viel gibt man?

Das ist unser kompletter Guide zum Trinkgeld in Frankreich.

Der französische Name dafür ist Pourboire. Das Wort geht wie in Deutsch auf das Trinken zurück.

Hier geht es darum in welchen Situationen du Trinkgeld gibst, wie viel und wann es nicht notwendig ist.

Dabei geht es zum Beispiel um Restaurants, Hotels und normale Läden wie einen Supermarkt.

Ich fange mit den häufigsten Situationen an.

1. Trinkgeld im Restaurant, Cafes und Bistros

In der Rechnung für das Essen ist in französischen Restaurants meist schon eine Pauschale enthalten.

Cafés und Restaurants müssen seit 1984 gesetzlich eine Servicegebühr (Service compris) für das Personal in Höhe von 15 % einrechnen. 

Die Gebühr steht am Ende der Rechnung. 

Die Pauschale ist im Preise im Gesamtpreis in der Speisekarte enthalten. Sie erhöht den Endpreis der Rechnung nicht.

Früher war Frankreich einmal das Land des verpflichtenden Trinkgelds. Heute ist das durch die Pauschalen nicht mehr so. 

Bei Zufriedenheit ist trotzdem ein Trinkgeld zwischen 5 % und 10 % gerne gesehen.

Für einen kleinen Kaffee um 3,70 € im Bistro ist kein Trinkgeld notwendig. Kellner freuen sich natürlich über den aufgerundeten Betrag. 

Hinweis: Du rundest nicht mit der Rechnung auf wie in Deutschland. In Frankreich kommt meistens eine kleine Box oder ein Teller mit der Rechnung auf den Tisch. Du lässt das Trinkgeld nach dem Wechselgeld liegen.

2. Zimmerservice in einem Hotel

Villefranche-sur-Mer: Das Zimmerservice rechnet mit keinem festen Trinkgeld. Bei Reisenden aus Deutschland gibt es aber eine gewisse Erwartungshaltung.

Frankreich war einmal ein Land der Trinkgelder in allen Situation, vom Beamten bis zum Hotel.

In den frühen 1900er Jahren war ein verpflichtendes Trinkgeld für mehr als 10 Bedienstete in Hotels der besten Kategorie vollkommen normal.

Heute ist das anders.

Für die Zimmerreinigung in den Hotels und ähnliche Dienstleistungen gelten die gleichen Sitten wie in Deutschland. 

Du kannst in einem durchschnittlichen Hotel mit 1 € bis 3 € pro Tag für die Zimmerreinigung rechnen. In Luxushotels ist entsprechend mehr normal.

Das Trinkgeld ist freiwillig. In einigen Hotels der höchsten Klasse lehnt das Personal solche Zuwendungen auch ab.

Mehr lesen: So findest Du ein preiswertes Hotel mit guten Bewertungen!

3. Trinkgeld in Bars, Clubs und im Nightlife

Im Nightlife gibt es keine Erwartung gegenüber einem Trinkgeld.

Ein Trinkgeld ist im Nightlife von Frankreich unüblich.

Alkohol ist teuer. Deswegen lassen sehr viele Franzosen ein zusätzliches Trinkgeld für das Personal aus. Du zahlst für einen halben Liter Bier durchaus mehr als 5 € in Paris, Nizza und ähnlichen Destinationen.

Die Rechnung für das Bier um 4,70 € am Tresen kannst du trotzdem gerne aufrunden.

Bei einer größeren Gruppe ist ein Trinkgeld für das Personal noch eher normal oder im Fall von mehreren getrunkenen Gläsern.

Ein freundliches Trinkgeld am Anfang der Nacht kann auch in Frankreich die Bedienung schneller machen.

In gehobenen Clubs, Bars und Lokalen kannst du auch ein höheres Trinkgeld geben. Es wird dort gerne gesehen. 

Hinweis: Kartenterminals können in Frankreich Trinkgeld oft nicht direkt abrechnen. Falls du mit der Karte bezahlst, gibt dem Personal lieber das Trinkgeld in bar.

4. Taxi und Taxi App

Du rundest die Rechnung für einen Taxifahrer in Frankreich einfach auf.

Taxifahrer rechnen mit keinem großen Trinkgeld.

Franzosen runden den Betrag auf den nächsten vollen Euro auf.

Für die Fahrt mit schweren Koffern, die der Fahrer einlädt, ist ein zusätzliches Trinkgeld von 1 bis 2 € in Frankreich normal.

Taxiapps in Frankreich schlagen ein Trinkgeld von 1 € bis 3 € für eine durchschnittliche Fahrt vor. Das gilt zum Beispiel für Uber, Bolt und LeCab.

5. Strandliegen am Meer

Strandliegen gehören zu Beach Clubs. Für das Essen ist in der Regel schon eine Servicepauschale im Preis enthalten.

Strandliegen gehören in Frankreich in der Regel zu einem Strandclub.

Beispiel dafür sind die Strandclubs an der Promenade des Anglais. Sie gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Nizza.

Dort bezahlst  du normalerweise zuerst den Eintritt in den Strandclub. Der Preis ist fest und hängt von der Exklusivität ab. Du findest in Frankreich Clubs zwischen 10 € am Tag und mehr als 100 € für ein paar Stunden.

Für den Eintritt bezahlst du normalerweise kein Trinkgeld.

Da du im Club meistens Essen oder etwas zu Trinken bestellst, gelten hier wiederum die Regeln für das Essen. Eine Servicepauschale von 15 % ist in dem Fall für das Personal schon enthalten.

Im Fall von Zufriedenheit kannst du trotzdem zum Schluss 5 % bis 10 % der Rechnungssumme in der Rechnungsbox oder auf dem Teller liegen lassen.

Mehr lesen: Geld abheben in Frankreich: So vermeidest Du unnötige Gebühren!

6. Trinkgeld für Reiseleiter, Busfahrer und den Flughafentransfer

Dinan: Bei deutschen Reisegruppen ist ein Trinkgelf für die Reiseleitung und Fahrer normal. 

Es gibt kein verpflichtendes Trinkgeld für die Fahrer von Ausflügen, den Flughafentransfer oder Reiseleiter in Frankreich.

Die internationale Sitte von 5 € bis 10 € pro Tag für Reiseleiter hat sich auch in Frankreich durchgesetzt.

Das gilt speziell für deutsche Reisegruppen.

Oft kümmert sich darum jemand aus der Gruppe mit einem Kuvert, dass zum Schluss durchgegeben wird. Der Busfahrer und die Reiseleiter teilen sich zum Schluss das Trinkgeld meistens selbst auf. 

In Bussen für den Flughafentransfer gibt es oft einen Korb mit der Aufschrift "Tipps" oder "Pourboire".

Die Fahrer freuen sich über ein kleines Trinkgeld im Bereich von 1 € bis 2 €. Du kannst ihnen das Trinkgeld auch direkt nach dem Ausladen der Koffer geben.

Mehr lesen: 33 Sehenswürdigkeiten in Frankreich, die Du einmal sehen musst!

7. Roomservice, Concierge und Gepäck im Hotel

Für den Concierge, Gepäckträger und andere Dienstleistungen gelten in Frankreich die international üblichen Regeln.

Pro Bestellung mit dem Roomservice in das Zimmer ist ein Trinkgeld von zumindest 1 € bis 2 € normal.

Abhängig von der Hotelkategorie und der Bestellung kann es auch mehr sein. Rechne abhängig von der Zufriedenheit mit 5 % bis 15 % der Rechnungssumme.

Für kleine Auskünfte ist kein Trinkgeld für den Concierge notwendig. Das ist zum Beispiel eine Auskunft zum nächstgelegenen guten Restaurant, einem offenen Supermarkt oder der nächsten Metro-Station.

Reserviert der Concierge einen Tisch in einem Restaurant, kümmert sich Konzerttickets oder ähnliche nicht normale Aufgaben, ist abhängig von der Schwierigkeit ein Trinkgeld von zumindest 2 € bis 5 € normal.

Für schwierigere Aufgaben kann es auch deutlich mehr sein. Das kommt auch auf die Hotelkategorie an.

Pro ins Zimmer getragenen Gepäckstück erhalten Pagen in Frankreich 1 € bis 2 €. In Hotels der höchsten Kategorie kannst du mehr Trinkgeld geben. Es wird gerne gesehen.

8. Trinkgeld für Dienstleistungen (Friseur bis Massage)

Ein Trinkgeld ist für Dienstleistungen in Frankreich normal.

Beim Besuch von einem Friseur ist in Frankreich traditionell ein Trinkgeld normal. Rechne dafür zumindest 2 € ein, im Fall von höheren Rechnungen auch einmal etwas mehr.

Dasselbe gilt für ähnliche Dienstleistungen, zum Beispiel eine Massage, Maniküre oder Behandlungen von Kosmetikern.

Das Trinkgeld ist für Dienstleistungen auf keinen Fall verpflichtend. Du kannst gerne etwas mehr geben oder auch nicht.

9. Charter und Segeln in Frankreich

Plane für den Skipper und das Personal ein Trinkgeld ein.

Für das Personal auf einem gecharterten Schiff bezahlst du meistens pro Tag abhängig vom Preis ein Trinkgeld.

Das ist ein Bestandteil von ihrem Gehalt - wie in den meisten anderen Ländern.

Engagierst du zum Beispiel eine Skipper, solltest du dafür schon vorab daran denken.

Für das Personal von organisierten Gruppenreisen mit einem Schiff kannst du zum Schluss der Reise an den Reiseleiter ein Trinkgeld geben.

Das ist zum Beispiel einem Segeltörn entlang der Côte d’Azur mit Sightseeing.

Die Boote von Seine Rundfahrten in Paris haben am Ausgang oft eine Box für Trinkgeld.

10. Große Hotels (Trinkgeld für die Küche)

Côte d’Azur: Große Hotels mit All Inclusive sind in Frankreich sehr selten. Das Trinkgeld gehört rein rechtlich immer dem Kellner.

Rechtlich steht das Trinkgeld in Frankreich nur der Person zu, die es empfängt. 

Kellner müssen ihr Trinkgeld deswegen nicht teilen. Es ist die ihre persönliche Entscheidung es zu teilen oder nicht.

Einen Sammeltopf für das gesamte Personal gibt es in Frankreich eher selten.

Steht eine Sammelbox für das Trinkgeld in einem Café, einem Hotel oder einem ähnlichen Ort, wird es in der Regel unter dem Personal aufgeteilt. 

Dadurch erhält auch das Personal in der Küche einen Anteil vom Trinkgeld.

11. Kreuzfahrt in Frankreich

Für Kreuzfahrten gelten in Frankreich die international üblichen Sitten. Es gibt meist ein Bordgeld pro Tag für das Personal.

Die meisten aus Frankreich startenden und endenden Kreuzfahrten haben wie im Rest von Europa ein festes Bordgeld pro Tag für das Personal.

Es wird am Ende der Kreuzfahrt mit dem Bordkonto gegengerechnet.

Die Höhe hängt von der Kreuzfahrtgesellschaft ab. Bei günstigen Kreuzfahrten ist fast immer eine Pauschale für das Personal zum Schluss dabei.

Du kannst es theoretisch von deiner Rechnung nehmen lassen. Das wird aber sehr ungern gesehen.

Es gibt Kreuzfahrgesellschaften, die dem oft aus Asien stammenden Personal ohne Kundenkontakt gar kein Festgehalt bezahlen. Sie leben nur vom Trinkgeld.

High-End Kreuzfahrtlinien haben schon eine Pauschale für das Personal in ihrem Preis fest einberechnet. Bei ihnen erhält das gesamte Personal einen festen Lohn.

Ein zusätzliches Trinkgeld in bar ist für den Lieblingskellner auch in Frankreich normal.

Schlussendlich fängt die Kreuzfahrt nur in Frankreich an oder endet dort.

Damit gelten in Frankreich dieselben Sitten auf einem Kreuzfahrtschiff wie in anderen Ländern. 

12. Supermarkt, Boutique und ähnliche Läden

In einer normalen Boutique ist in Frankreich kein Trinkgeld notwendig.

In einem Supermarkt bezahlst du in Frankreich kein Trinkgeld.

Das gilt auch für eine kleine Boutique, einen Souvenirladen und ähnlichen Geschäfte. 

Ein Trinkgeld ist nur angebracht, falls die Leistung deutlich über den Standard hinausgeht. 

Packt dir zum Beispiel das Personal für die Rückreise nach Deutschland etwas ganz besonders gut ein, kannst du schon ein paar Euro extra als Dankeschön geben.

Fazit zum Trinkgeld ...

Das französische Wort für Trinkgeld "Pourboire" geht wie in Deutsch auf das Trinken zurück.

Früher stand in Frankreich oft explizieter pots de vin auf der Rechnung. Das ist deswegen noch eine ältere Bezeichnung für Trinkgeld in Frankreich, die du heute selten siehst.

Bis zur Französischen Revolution war Trinkgeld für Beamte, Richter und andere Staatsbedienstete normal. Es war ein fester Anteil von ihrem Einkommen mit dem Namen epices.

Zur Jahrhundertwende hieß es in Frankreich noch: "Wir können sagen, dass das Trinkgeld überall ist. Zu jeder Zeit und an jedem Ort muss die Hand in die Tasche gesteckt werden. Meistens ist die Geste mechanisch und wir tun es, ohne es zu merken."

Heute ist das anders.

Durch die feste Servicepauschale in Restaurants fühlen sich Franzosen dazu viel weniger verpflichtet. Die Tradition von einem Trinkgeld für guten Service, aus Höflichkeit oder anderen Gründen gibt es in Frankreich trotzdem noch.

Ein Trinkgeld ist im Fall von Zufriedenheit deswegen auch in Frankreich normal.

Zum Schluss bist du an der Reihe:

Was ist deine Meinung zum Trinkgeld in Frankreich?

Wie viel gibst du und in welchen Fällen ist es deiner Meinung nach angemessen?

Thomas Mooslechner


Hi, ich bin Thomas. Ich reise jedes Jahr in mehr als 20 Länder. Hier teile ich meine Erfahrungen mit Reisen, Tipps zu Travel Hacking mit Kreditkarten und buche für dich mit einer individuellen Beratung deine nächste Reise.

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