Das ist mein kompletter Guide zum Trinkgeld in Frankreich.
Der französische Name dafür ist Pourboire. Das Wort geht wie in Deutsch auf das Trinken zurück.
Hier geht es darum, in welchen Situationen du Trinkgeld gibst, wie viel und wann es nicht notwendig ist.
Dabei geht es zum Beispiel um Restaurants, Hotels und normale Läden wie einen Supermarkt.
Ich fange mit den häufigsten Situationen an.
1. Trinkgeld im Restaurant, Cafés und Bistros
Cafés und Restaurants müssen seit 1984 gesetzlich eine Servicegebühr (Service compris) für das Personal in Höhe von 15 % in Frankreich einrechnen.
Die Gebühr steht am Ende der Rechnung. Früher war Frankreich einmal das Land des verpflichtenden Trinkgelds. Heute ist das durch die Pauschalen nicht mehr so. Die Pauschale ist im Preise im Gesamtpreis in der Speisekarte enthalten. Sie erhöht den Endpreis der Rechnung nicht.
Bei Zufriedenheit ist ein Trinkgeld zwischen 5 % und 10 % in Frankreich trotzdem normal. Ich gebe normalerweise 10 % Trinkgeld in Frankreich.
Für einen kleinen Kaffee um 3,70 € im Bistro ist kein Trinkgeld notwendig. Kellner freuen sich natürlich über den aufgerundeten Betrag. Ich gebe in dem Fall meistens 4 € insgesamt.
Kartenterminals, die direkt nach einem Trinkgeld fragen, habe ich bisher in Frankreich nur sporadisch gesehen. Das ist mir am häufigsten in Cafes aufgefallen. Falls ein Terminal direkt danach fragt, würde ich maximal 5 % oder 10 % auswählen.
Hinweis: Du rundest nicht mit der Rechnung auf wie in Deutschland. In Frankreich kommt meistens eine kleine Box oder ein Teller mit der Rechnung auf den Tisch. Du lässt das Trinkgeld nach dem Wechselgeld liegen.
2. Zimmerservice in einem Hotel
Frankreich war einmal ein Land der Trinkgelder in allen Situation, vom Beamten bis zum Hotel. In den frühen 1900er Jahren war ein verpflichtendes Trinkgeld für mehr als 10 Bedienstete in Hotels der besten Kategorie vollkommen normal.
Heute ist das anders. Für die Zimmerreinigung in den Hotels und ähnliche Dienstleistungen gelten die gleichen Sitten wie in Deutschland.
Du kannst in einem durchschnittlichen Hotel mit 1 € bis 3 € pro Tag für die Zimmerreinigung rechnen. In Luxushotels ist entsprechend mehr normal.
Das Trinkgeld ist freiwillig. In einigen Hotels der höchsten Klasse lehnt das Personal solche Zuwendungen aber auch ab. Ich gebe normalerweise ein Trinkgeld von rund 2 € pro Tag.
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3. Trinkgeld in Bars, Clubs und im Nightlife
Ein Trinkgeld ist im Nightlife von Frankreich unüblich.
Alkohol ist teuer. Deswegen lassen sehr viele Franzosen ein zusätzliches Trinkgeld für das Personal aus. Du bezahlst für einen halben Liter Bier mehr als 5 € in Paris, Nizza und ähnlichen Destinationen.
Die Rechnung für das Bier um 4,70 € am Tresen kannst du trotzdem gerne aufrunden. Das mache ich auch meistens.
Bei einer größeren Gruppe ist ein Trinkgeld für das Personal noch eher normal oder im Fall von mehreren getrunkenen Gläsern.
Ein freundliches Trinkgeld am Anfang der Nacht kann auch in Frankreich die Bedienung schneller machen. In gehobenen Clubs, Bars und Lokalen kannst du auch ein höheres Trinkgeld geben. Es wird dort gerne gesehen. Aber ich habe mich dazu in Frankreich noch nie verpflichtet gefühlt.
Hinweis: Kartenterminals können in Frankreich Trinkgeld oft nicht direkt abrechnen. Falls du mit der Karte bezahlst, dann gib dem Personal lieber das Trinkgeld in bar.
4. Taxi und Taxi App
Taxifahrer rechnen mit keinem großen Trinkgeld in Frankreich. Franzosen runden einfach den Betrag auf den nächsten vollen Euro auf.
Für die Fahrt mit schweren Koffern, die der Fahrer einlädt, ist ein zusätzliches Trinkgeld normal. Ich gebe in dem Fall meistens ein Trinkgeld von 1 bis 2 € pro Koffer.
Taxiapps in Frankreich schlagen ein Trinkgeld von 1 € bis 3 € für eine durchschnittliche Fahrt vor. Das gilt zum Beispiel für Uber, Bolt und LeCab. Ich wähle meistens die mittlere Option aus. Das sind dann rund 1 bis 2 €, abhängig von der zurückgelegten Fahrstrecke.
5. Strandliegen am Meer
Strandliegen gehören in Frankreich in der Regel zu einem Strandclub. Beispiel dafür sind die Strandclubs an der Promenade des Anglais. Sie gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Nizza.
Dort bezahlst du normalerweise zuerst den Eintritt in den Strandclub. Der Preis ist fest und hängt von der Exklusivität ab. Du findest in Frankreich Clubs ab 10 € für einen ganzen Tag und mehr als 100 € für ein paar Stunden.
Für den Eintritt bezahlst du normalerweise kein Trinkgeld. Ich bin noch nie danach gefragt worden.
Da du im Club meistens Essen oder etwas zum Trinken bestellst, gelten hier wiederum die Regeln für das Essen. Eine Servicepauschale von 15 % ist in dem Fall für das Personal schon enthalten.
Im Fall von Zufriedenheit kannst du trotzdem zum Schluss 5 % bis 10 % der Rechnungssumme in der Rechnungsbox oder auf dem Teller liegen lassen. Ich gebe meistens 10 %, wenn die Bedienung gut war.
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6. Trinkgeld für Reiseleiter, Busfahrer und den Flughafentransfer
Es gibt kein verpflichtendes Trinkgeld für die Fahrer von Ausflügen, den Flughafentransfer oder Reiseleiter in Frankreich.
Die internationale Sitte von 5 € bis 10 € pro Tag für Reiseleiter hat sich aber auch in Frankreich durchgesetzt. Das gilt speziell für deutsche Reisegruppen. Meine Grundregel für das Trinkgeld für Reiseleiter und Reiseführer in Mitteleuropa sind 10 €.
Oft kümmert sich darum jemand aus der Gruppe mit einem Kuvert, das zum Schluss durchgegeben wird. Der Busfahrer und die Reiseleiter teilen sich zum Schluss das Trinkgeld meistens selbst auf.
In Bussen für den Flughafentransfer gibt es oft einen Korb mit der Aufschrift "Tipps" oder "Pourboire". Die Fahrer freuen sich über ein kleines Trinkgeld im Bereich von 1 € bis 2 €. Du kannst ihnen das Trinkgeld auch direkt nach dem Ausladen der Koffer geben. Das mache ich meistens so.
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7. Roomservice, Concierge und Gepäck im Hotel
Pro Bestellung mit dem Roomservice in das Zimmer ist ein Trinkgeld von zumindest 1 € bis 2 € normal. Abhängig von der Hotelkategorie und der Bestellung kann es auch mehr sein. Rechne abhängig von der Zufriedenheit mit 5 % bis 15 % der Rechnungssumme.
Für kleine Auskünfte ist kein Trinkgeld für den Concierge notwendig. Das ist zum Beispiel eine Auskunft zum nächstgelegenen guten Restaurant, einem offenen Supermarkt oder der nächsten Metro-Station.
Reserviert der Concierge einen Tisch in einem Restaurant, kümmert sich um Konzerttickets oder Ähnliche nicht normale Aufgaben, ist, abhängig von der Schwierigkeit, ein Trinkgeld von zumindest 2 € bis 5 € normal.
Für schwierigere Aufgaben kann es auch deutlich mehr sein. Das kommt auch auf die Hotelkategorie an. Für ein kompliziertes Restaurant gebe ich auch gerne einmal ein Trinkgeld von mehr als 10 €.
Pro ins Zimmer getragenen Gepäckstück erhalten Pagen in Frankreich 1 € bis 2 €. In Hotels der höchsten Kategorie kannst du mehr Trinkgeld geben. Es wird gerne gesehen. Ich habe dafür kleine Münzen in der Tasche.
8. Trinkgeld für Dienstleistungen (Friseur bis Massage)
Beim Besuch von einem Friseur ist in Frankreich traditionell ein Trinkgeld normal. Rechne dafür zumindest 2 € ein, im Fall von höheren Rechnungen auch einmal etwas mehr. Ich runde meistens die Rechnungen auf den nächsten 10er auf. Macht die Rechnung zum Beispiel 36 € aus, würde ich insgesamt 40 € geben, also 4 € Trinkgeld.
Dasselbe gilt für ähnliche Dienstleistungen, zum Beispiel eine Massage, Maniküre oder Behandlungen von Kosmetikern. Das Trinkgeld ist für Dienstleistungen auf keinen Fall verpflichtend. Du kannst auch nichts geben oder auch etwas mehr. Aber es ist auf jeden Fall willkommen. Und es wirkt höflicher.
9. Charter und Segeln in Frankreich
Für das Personal auf einem gecharterten Schiff bezahlst du pro Tag ein Trinkgeld.
Das ist ein Bestandteil des Gehalts des Personals und der Skipper. Engagierst du zum Beispiel einem Skipper, solltest du dafür schon vorab daran denken.
Für das Personal von organisierten Gruppenreisen mit einem Schiff kannst du zum Schluss der Reise an den Reiseleiter ein Trinkgeld geben. Das ist zum Beispiel ein Segeltörn entlang der Côte d’Azur mit Sightseeing. Ein Trinkgeld von 5 € oder 10 € ist dann normal.
Die Boote von Seine Rundfahrten in Paris haben am Ausgang oft eine Box für Trinkgeld. Wirf in dem Fall einfach ein paar Münzen hinein, falls du welche übrig hast.
10. Große Hotels (Trinkgeld für die Küche)
Rechtlich steht das Trinkgeld in Frankreich nur der Person zu, die es empfängt. Kellner müssen ihr Trinkgeld deswegen nicht teilen. Es ist ihre persönliche Entscheidung es zu teilen oder nicht.
Einen Sammeltopf für das gesamte Personal habe ich in Frankreich deswegen selten gesehen. Es gibt auch wenige große Hotels mit einem All Inclusive Konzept in Frankreich, im Vergleich zu anderen Ländern.
Aber steht einmal eine Sammelbox für das Trinkgeld in einem Café, einem Hotel oder einem ähnlichen Ort, wird es in der Regel unter dem Personal aufgeteilt. Dadurch erhält auch das Personal in der Küche auch einen Anteil vom Trinkgeld.
Falls das nicht so ist, weißen dich Kellner oft daraufhin. Das ist mir in Frankreich bisher noch nie passiert. Es gibt auch Hotel, die das gesamte Trinkgeld einstreichen. Aber das würde mich in Frankreich wundern.
11. Kreuzfahrt in Frankreich
Die meisten aus Frankreich startenden und endenden Kreuzfahrten haben wie im Rest von Europa ein festes Bordgeld pro Tag für das Personal. Es ist eine Form von Trinkgeld und wird am Ende der Kreuzfahrt mit deinem Bordkonto gegengerechnet.
Die Höhe hängt von der Kreuzfahrtgesellschaft ab. Bei günstigen Kreuzfahrten ist fast immer eine Pauschale für das Personal zum Schluss dabei. Bei Luxuskreuzfahrten gibt es kein Trinkgeld.
Du kannst es theoretisch von deiner Rechnung nehmen lassen. Das wird aber sehr ungern gesehen. Ich habe das noch nie gemacht. Es gibt Kreuzfahrgesellschaften, deren Personal ohne Kundenkontakt teilweise garkein Festgehalt hat. Sie leben nur vom Trinkgeld.
12. Supermarkt, Boutique und ähnliche Läden
In einem Supermarkt bezahlst du in Frankreich kein Trinkgeld. Das gilt auch für eine kleine Boutique, einen Souvenirladen und ähnlichen Geschäfte.
Ich würde nur ein Trinkgeld geben, falls die Leistungen deutlich über den Standard hinausgeht. Würde mir zum Beispiel das Personal für die Rückreise nach Deutschland etwas ganz besonders gut einpacken, würde ich schon ein paar Euro Trinkgeld als Dankeschön geben.
Mein Fazit zum Trinkgeld
Das französische Wort für Trinkgeld "Pourboire" geht wie in Deutsch auf das Trinken zurück. Früher stand in Frankreich oft explizieter pots de vin auf der Rechnung. Das ist deswegen noch eine ältere Bezeichnung für Trinkgeld in Frankreich, die du heute selten siehst.
Bis zur Französischen Revolution war Trinkgeld für Beamte, Richter und andere Staatsbedienstete normal. Es war ein fester Anteil von ihrem Einkommen mit dem Namen epices.
Zur Jahrhundertwende hieß es in Frankreich noch: "Wir können sagen, dass das Trinkgeld überall ist. Zu jeder Zeit und an jedem Ort muss die Hand in die Tasche gesteckt werden. Meistens ist die Geste mechanisch und wir tun es, ohne es zu merken."
Heute ist das anders.
Durch die feste Servicepauschale habe ich mich in keinem Restaurant in Frankreich zu einem Trinkgeld verpflichtet gefühlt. Aber die Tradition von einem Trinkgeld für guten Service, aus Höflichkeit oder anderen Gründen gibt es in Frankreich trotzdem noch. Ich gebe deswegen in Frankreich fast immer ein Trinkgeld.
Zum Schluss bist du an der Reihe:
Was ist deine Meinung zum Trinkgeld in Frankreich?
Wie viel gibst du und in welchen Fällen ist es deiner Meinung nach angemessen?